Viele Menschen kommen nach Sylt, um Entspannung und Entschleunigung am Meer zu erleben. Doch auch abseits von Dünen und Deichen, von Wellen und Wasser schenkt die Insel uns mit ihren Wäldern neue Kraft und Energie. Ich verrate dir, wie du beim sogenannten Waldbaden eine achtsame Auszeit erlebst. Dazu habe ich dir eine praktische Übersichtskarte aller Wälder auf Sylt gestaltet.
Waldbaden: Was ist das denn?
Unter Waldbaden versteht man einen Aufenthalt im Wald, bei dem man die Waldatmosphäre mit allen Sinnen achtsam wahrnimmt. Der enge Kontakt zur Natur steht dabei im Fokus und kann dabei helfen, Energiereserven wieder aufzufüllen.
Der Ansatz des Waldbadens stammt aus Japan. Das dortige „Shinrin Yoku“ lässt sich in etwa mit „Eintauchen in die Waldatmosphäre“ übersetzen. In Japan ist das Gesundheitskonzept bereits seit Jahrzehnten etabliert und gehört sogar offiziell zur Gesundheitsvorsorge, für das Ärzte wirklich ein Rezept ausstellen. Und tatsächlich: Die von Bäumen produzierten Botenstoffe, auch Terpene genannt, wirken sich nachweislich postitiv auf unser seelisches und körperliches Wohlbefinden aus.
Der Wald: Ein Ort der Achtsamkeit
Aber warum der Wald, wenn ich mir auch am Strand die schlechten Alltagsgedanken von der steifen Nordseebrise wegpusten lassen kann? Na darum: Die Sylter Wäldchen sind wahre Energiespeicher! Während hinter den Dünen die wilde Brandung tobt, scheint man hier in einer ganz anderen Welt zu sein.
Es herrscht Stille. Fast so still wie in einem Vakuum. Abgedichtet von dichten Baumkronen oben und dickem Laub unten. Der Wald ist perfekte Ort, um seine Gedanken zu sortieren und sich auf das Hier und Jetzt zu fokussieren. Aber wie badet man nun in einem Wald? Eins ist sicher: Die Badesachen können zu Hause bleiben. Vielmehr geht es darum, bei einem achtsamen Waldspaziergang die Atmosphäre bewusst mit allen fünf Sinnen wahrzunehmen – darin abzutauchen.
Entdecke Sylts Wälder
Tatsächlich gibt es auf Sylt gleich zwölf kleine Inselwäldchen. Dazu gehören zum Beispiel das Süd- und Nordwäldchen, der Friedrichshain in Westerland, der Sylter Sagenwald in Wenningstedt, die Vogelkoje, das Klappholttal und die große Parklandschaft rund um die Kupferkanne in Kampen, das Morsumer Wäldchen am östlichsten Zipfel oder der sogenannte Urwald in List. Meine Fotos sind in Wenningstedt entstanden.
Waldbaden: So geht’s
Hören
Schließe für das achtsame Hören die Augen. Bleib kurz stehen, nimm Platz unter einem Baum oder noch besser: Spanne eine Hängematte zwischen zwei Bäume. Lenke dann dein Bewusstsein auf die vielen sanften Klänge, die die Stille des Waldes durchbrechen: Das Rauschen der Baumkronen und Knacken von Ästen im Wind, Singvögel, Insekten und das leise Knirschen unter deinen Füßen bei jedem Schritt. Höre ganz genau auf deine eigene Atmung, kontrolliere sie bewusst und hole tief Luft.
Sehen
Schau dich bewusst um, lasse den Blick schweifen, aber versuche dich dann auf einzelne Details in der Umgebung zu konzentrieren. Nimm die unzähligen Farben und Formen wahr. Blicke entlang der Baumstämme nach oben, dann senke den Kopf wieder auf den Boden. Entdeckst du dort vielleicht einige Blumen und Pflanzen, die du noch nie zuvor gesehen hast? Verlagere den Fokus von einem Punkt in der Ferne auf etwas ganz nah bei dir.
Tipp: Packe dir einen Taschenspiegel ein und schau dir moosbewachsene Oberflächen, Blätter oder Baumrinde von anderen Seiten an. So ein Perspektivwechsel kann Augen öffnen!
Fühlen
Berühre Baumrinden, morsche Hölzer, Blätter oder Moos. Lass deine Hände über ihre Oberflächen gleiten, deine Fingerspitzen nehmen dabei jede Unebenheit, jede Struktur ganz bewusst wahr. Ziehe deine Schuhe aus und laufe ein paar Meter auf weichem Laubboden. Das regt nicht nur die Sinne an, sondern auch die Durchblutung! Und: sei freundlich, vorsichtig und dem Wald wohlwollend gegenüber. Umarme den dicksten Baumstamm, den du finden kannst – du wirst sehen, er umarmt dich zurück.
Riechen
Auch für die Stärkung deines Geruchssinnes solltest du am besten die Augen schließen. So kannst du dich besser auf den Geruch des erdigen, torfigen Waldbodens konzentrieren. Auch die verschiedenen Baumarten versprühen je ein anderes Aroma – versuche sie zu unterscheiden, indem du an ihren Stämmen schnupperst. Intensiviere den Duft, indem du ihre Blätter zwischen deinen Fingern reibst.
Schmecken
Probiere Blätter, Kräuter und Pilze – aber nur, wenn du ganz sicher bist, dass sie verträglich sind. Iss nichts ohne die fachmännische Aufsicht eines Waldprofis. Hast du dich rückversichert, dann pflücke drauflos und nehme den natürlichen Geschmack der Pflanzen ganz bewusst wahr. Ihre Würze wird dich überraschen! Wenn du Glück hast, dann findest du ja vielleicht ein paar wilde Beeren auf dem Weg. Packe dir auch gerne etwas für zu Hause ein: zum Beispiel Brennnessel, die wunderbar als Tee aufgegossen werden kann – oder peppe damit Salate oder warme Gerichte auf.
Geführtes Waldbaden auf Sylt
Das gibt es beim Märchen-Coaching von Katja Hausmann – ihres Zeichens professionelle Waldbademeisterin. In Kooperation mit den Sölring Museen biete sie geführtes Waldbaden auf Sylt wie zum Beispiel in der Kampener Vogelkoje an. Wenn du also nicht auf eigene Faust freischwimmen möchtest, dann kann du dich hier oder telefonisch unter (04651) 328 05 für eine solche Tour anmelden.
Viel Spaß bei deiner Auszeit!
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