Bei jedem Sylt-Besuch führt mich der Weg zu meinem Lieblingskaffeeplatz: der Kaffeerösterei in Rantum. Oder besser gesagt meine Nase – denn der Geruch von frisch gerösteten Bohnen, der über dem Hafenbereich liegt, zieht mich schon von der Hauptstraße aus magisch an. Es duftet nicht nur himmlisch, sondern schmeckt auch hervorragend! Doch was macht die Kaffeespezialitäten hier so besonders gut?
Hereinspaziert in die Kaffeerösterei Sylt
Leicht versteckt liegt die Kaffeerösterei in der Hafenstraße 9 in Rantum in einer schmalen Straße. Wer es nicht weiß, würde hier so einen charmanten Ort wohl nicht erwarten. Als ich die Rösterei das erste Mal betrete, bin ich auf Anhieb begeistert vom gemütlichen Ambiente, das die Kaffeeliebhaber Christian Appel und seine Frau Nicol in der ehemaligen Lagerhalle erschaffen haben.
Die Inneneinrichtung im Industriestil mit den vielen liebevollen Details, die mit rustikalen Rohkaffee-Säcken geschmückten Wände, der hölzerne Tresen in Form eines Schiffsbugs und allerlei von der Decke baumelnde Glühbirnen sorgen dafür, dass ich mich von Beginn an wohlfühle. Vor allem aber ist es der angenehme Geruch von leckerem, frisch gebrühtem Kaffee, der es hier für mich rundum behaglich macht.
Das Café bietet die perfekte Möglichkeit, die leckeren Kaffeekreationen in aller Ruhe zu genießen.
„Was kann ich dir Gutes tun?“, fragt mich Barista Fabian, der hier seine Kaffeeleidenschaft auslebt und scheinbar spielend leicht Milchschaum-Kunstwerke zaubert. Ich bestelle mir daher natürlich eine Tasse Cappuccino, gönne mir dazu ein Stück Kuchen und sichere mir einen Platz an einem der fast bodentiefen Fenster, die den herrlichen Blick auf Watt und Deich freigeben. Bei jedem Schluck meines Lieblingsgetränks schmecke ich, dass es mit Hingabe gemacht ist. Stundenlang könnte ich mich in der Rösterei aufhalten, denn ich mag das lockere Ambiente, die gut gelaunten Menschen und die Liebe, mit der Getränke und Speisen zubereitet werden.
Die Kunst des Kaffeeröstens
Inmitten des urigen Raumes steht eine imposante Röstmaschine, die ein bis zwei Mal die Woche für Kaffee-Nachschub sorgt. Denn Christian kreiert hier bis zu zehn verschiedene Kaffeemischungen, die jeweils spezielle Geschmackskomponenten vereinen und auch zum Mitnehmen für Zuhause erhältlich sind.
Der kostbare Qualitätskaffee stammt übrigens aus Guatemala, Äthiopien, Kenia, Indonesien, Indien und Brasilien. Das Beste: Du kannst dem Profi beim Rösten sogar zusehen und dabei nicht nur jede Menge über die Herkunft, das Röstverfahren, die Aromen und die Zubereitung des schwarzen Wundertranks lernen, sondern auch etwas über den sympathischen Inhaber erfahren.
Christian kippt 15 kg Bohnen, die in diesem Zustand noch eine grüne Farbe haben, in den 200 Grad heißen Röster.
Die Bohnen für seine Espresso-Röstung bleiben für ca. 21 Minuten in der Rösttrommel.
Immer wieder testet Christian bei einer Geruchsprobe, ob die Bohne schon den perfekten Röstgrad erreicht hat. Und auch wir Zuschauer dürfen mal schnuppern.
Wenn die Bohnen die richtige Farbe haben und es anfängt zu knacken, sprich der „First Crack“ zu hören ist, haben sie den besten Röstgrad erreicht.
Nun müssen die frisch gerösteten Bohnen noch 2-3 Tage abkühlen, damit sich ihr volles Aroma entfaltet.
„Die Liebe zum Kaffee wurde mir in die Wiege gelegt“
Die Leidenschaft für richtig guten Kaffee zieht sich durch Christians Leben wie ein roter Faden. Die Eltern des Insulaners betrieben früher eine kleine Pension in Westerland. Seine Mutter Elke pflegte immer zu sagen: „Es geht nichts über eine gute Tasse Kaffee.“ Dieser Satz sollte wohl seinen Lebensweg prägen.
„Für meine Mutter war es das Schlimmste, wenn die Frühstücksgäste den Kaffee zu dünn oder zu stark fanden“, erinnert sich der gebürtige Westerländer, der nach seinem Abitur auf Sylt jedoch erst einmal gar nicht viel mit Kaffee am Hut hatte. Doch das Thema schlummerte weiter in ihm.
Christian studierte in Köln, wo er 20 Jahre lang als TV-Producer tätig war. Ein ebenso spannender wie turbulenter Beruf, der ihn jedoch auf Dauer nicht zufriedenstellte. Er begann sich zunehmend für kleine Röstereien zu begeistern. „Ich fragte mich, warum deren Kaffee so viel besser schmeckt im Vergleich zu industriell gerösteten Bohnen. Je mehr ich mich in die Materie einarbeitete, desto stärker wuchs die Begeisterung und der Wunsch, selbst Kaffee zu rösten“, erzählt mir der zweifache Familienvater.
„Das Geheimnis ist die Langzeitröstung!“
Einem Kölner Röster schaute er lange Zeit über die Schulter und tauchte dabei in die Geheimnisse des Langzeitröstens ein – denn das ist es, was die kleinen Kafferöstereien machen. „Wenn die Bohnen langsam in einem Trommelröster und nicht schnell und heiß wie in großen Fabriken geröstet werden, bleiben die unendlich vielen Aromen erhalten, der Kaffee ist viel bekömmlicher. Das macht neben der Qualität des Rohkaffees den Hauptunterschied aus“, erklärt mir der Experte.
Zurück zu den (Kaffee-)Wurzeln
Irgendwann kehrte Christian dem Fernsehen und seinem alten Job den Rücken zu und begab sich samt Frau Nicol und seinen zwei Söhnen nach 30 Jahren zurück in die alte Heimat: Sylt! Hier wollte er sich seinen Traum einer eigenen Rösterei mit Café erfüllen.
„Dieser Ort war und ist eine zweite Heimat für mich“
Für sein Vorhaben konnte er sich nur eine Location vorstellen, in der er ganz in Ruhe rösten kann und in der sich ein Besuch für die Gäste wie eine kleine Auszeit vom Alltag anfühlt. Und wie es das Glück so wollte, bot ihm sein Cousin Okke (Nach ihm hat er eine Kaffeemischung benannt) seine alte Lagerhalle in Rantum an. „Als Kinder haben wir hier zusammen gespielt und Schafe gejagt, denn mein Onkel hatte in Rantum eine kleine Schafzucht. Im Hafenbecken lernte ich Segeln – dieser Ort war und ist eine zweite Heimat für mich“, verrät mir der Familienmensch. Und genau hier lebt er jetzt seit zwei Jahren sein Hobby und seine große Leidenschaft mit der tatkräftigen Unterstützung von Nicol aus.
Zu einem guten Kaffee gehört laut Genussmensch Christian natürlich auch ein köstliches Stück Kuchen. Und die werden hier nach Oma Appels Rezept täglich frisch in der hauseigenen Backstube gebacken. Du kommst nicht so schnell nach Sylt und möchtest die Kaffeekreationen dennoch unbedingt probieren? Dann schau mal im Online-Shop vorbei. Die Produkte werden direkt von Rantum aus zu dir nach Hause geschickt!
Ich finde es toll, dass Familie Appel frischen Wind in die Sylter Kaffeewelt bringt und einen einzigartigen Kleinod in Rantum geschaffen hat, an den ich immer wieder gerne zurückkehre. Außerdem verdeutlicht Christians Geschichte, dass man mit echter Leidenschaft in einem Bereich richtig gut werden kann: Einfach anfangen!
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Kaffeerösterei Sylt
Hafenstraße 9
25980 Sylt / Rantum
04651 299 57 57
info@kaffeeroesterei-sylt.com
Website
Facebook
Öffnungszeiten
Montag bis Sonntag 10.30 bis 17.30 Uhr
Die aktuellen Röstzeiten kannst du der Website entnehmen
Sehr schön, steht auf der Liste für den nächsten Besuch meiner Lieblingsinsel. Aber denen sollte mal jemand mitteilen, dass sie „Garderobe“ auf der großen Tafel falsch geschrieben haben 😉
Gruß aus Kiel
Norbert
Ich kann deine Gedanken zum Thema Kaffee vollkommens nachempfinden. Wir sind auch schon einige Male dort zu Gast gewesen. Und unser nächster Besuch ist nicht mehr lange. Der Geruch von Kaffee ist für mich etwas einzigartiges…deshalb bin ich immer offen für neue Variationen…
Liebe Finja!
Hier müssen wir wohl mal zusammen hin! Klingt so so verlockend! Guter Kuchen und noch viel besserer Kaffee sind doch eine unschlagbare Kombination!
Vielleicht ergibt es sich ja diesen Sommer/Spätsommer mal!!
Herzliche Grüße,
deine Lina
Ps: Habe mich hier heute zum ersten mal ausführlicher umgeschaut und nicht nur dieser Bericht, sondern auch die anderen, gefallen mir sehr! Die Kaffeerösterei lässt sich sicher noch mit einem tollen Spaziergang verbinden! Wie schön, dass du nach Kiel nun auch Sylt für andere schmackhaft machen kannst!