Ruhe, Einsamkeit, unendliche Weite – das verspüre ich, wenn ich im Winter am Weststrand von Rantum spazieren gehe. Gleichzeitig aber auch Hunger! Denn nach so einem Fußmarsch gegen die steife Nordseebrise, knurrt einem schnell mal der Magen. Darum bin ich nach meinem letzten Strandspaziergang ins Samoa Seepferdchen eingekehrt. Dort habe ich Inhaber Jan auf einen Schnack getroffen, königlich geschmaust und sogar einen Blick in die Küche des kultigen Beach-Restaurants geworfen.
Der perfekte Wintertag
Was gibt es Schöneres, als im Winter mutterseelenallein am Strand spazieren zu gehen und sich den kalten Wind um die Ohren wehen zu lassen, einfach mal abzuschalten und zu entschleunigen? Richtig: Fast nichts. Fast – weil der perfekte Wintertag für mich erst dann komplett wird, wenn richtig gutes Essen mit ins Spiel kommt. Genau dieses Wunschlos-Glücklich-Paket gibt’s inmitten der Dünen von Rantum – bei Samoa Seepferdchen.
Schon lange bin ich ein großer Fan des Strandrestaurants. Warum genau, habe ich dir bereits in diesem Beitrag erzählt. Im Sommer geht für mich nichts über einen leckeren Cocktail auf der windgeschützten Terrasse – stets bewacht von zwei gigantischen Seepferdchen. Bei meinem Besuch Ende November tragen die zwei bereits Weihnachtsmützen. Doch nicht nur das versetzt mich hier heute in besinnliche Stimmung.
Gemütlichkeit direkt an der Waterkant
Bei der klirrenden Kälte dieses Wintertages, freue ich mich über die hyggelige Wärme im Gastraum, in dem sogar ein uriger Kachelofen pure Gemütlichkeit ausstrahlt. Im schummrigen Licht entdecke ich überall festliche Dekorationen, stimmungsvolle Lichter und das eine oder andere Seepferchen mit roter Zipfelmütze. Ganz automatisch wippt mein Fuß zum Takt der im Hintergrund laufenden Weihnachts-Playlist – bis mich Inhaber Jan Nissen-Hünding mit seiner aufgeweckten Art aus meinem Wintertraumland holt.
Samoa Seepferchen durch und durch
Man könnte meinen, dass Seepferdchenblut durch Jans Adern fließt. „Ich bin hier praktisch aufgewachsen“, erzählt er mir bei ’ner Tasse Kaffee. Den Betrieb leitet Jan jetzt schon seit zehn Jahren. Bereits als Schüler stand der gebürtige Nordfriese in den Ferien hinter dem Tresen, mit 18 Jahren absolvierte er dann in der Seepferdchen-Küche seine Ausbildung zum Koch. Nur eine Skisaison verbrachte er in Österreich, bis er sich die Schulter brach und wieder auf die Insel zurückkehrte. „Das Schicksal wollte mir wohl sagen, dass ich einfach hier hin gehöre“, scherzt der charismatische 41-Jährige.
Vor über 30 Jahren eröffnete sein Onkel Kalle die damals noch deutlich kleinere Bretterbude am Strandabschnitt Samoa. Sogar Jans Vater hat schon hier schon gearbeitet. Hatte das Seepferdchen damals noch eher Kiosk-Charakter, mauserte es sich über die Jahre schnell zu einem DER Hotspots am Sylter Weststrand. Hier ist die Bude nämlich immer voll, egal ob Sommer oder Winter – aus gutem Grund, wie ich finde!
Der hauseigene Winter Gin ist ein gemeinsames Projekt von Jan und einem Kumpel aus Jersbek, dessen Vater auch die metallenen Skulpturen und Kerzenständer in Seepferdchen-Optik fertigt. Über ihn kam auch der Kontakt zu einer Schnapsbrennerei zustande. Der Winter Gin ist mit seinem winterlichen Aroma mit Zimt und Bergamotte das perfekte Pendant zum Samoa-Sommer Gin, der mit Ananas und Kokos Nuancen ein wenig an einen Pina Colada erinnert.
Wer einmal dem Seepferchen-Charme erlegen ist, der kommt wieder. Mich begeistert vor allem die Herzlichkeit der Mitarbeiter:innen, die mich hier immer wohl und willkommen fühlen lassen – ganz gleich, wie viel gerade zu tun ist. Im Sommer bildet sich vor dem Eingangsbereich nämlich gerne mal eine lange Schlange. „Das Wichtigste ist für mich, dass mein Team happy ist, dann sind es auch unsere Gäste“, erklärt mir Jan und das glaube ihm gerne. Es sind natürlich auch die echt guten Speisen und coolen Drinks, die mich hier begeistern. Die Küche ist unkompliziert, aber dennoch qualitativ hochwertig.
Die Seepferchen-Familie
Mit seinem Konzept fährt Jan sichtbar gut. Denn die im Sommer bis zu 40 Mitglieder seiner Crew halten ihm teilweise bereits seit Jahrzehnten die Treue. Chefkoch Jens Dührkop wirbelt beispielsweise schon rund 30 Jahre in der Küche des Restaurants herum. „Ich glaube, es ist diese Beständigkeit, die uns einzigartig macht“, betont Jan und erzählt, dass hier auch viele gebürtige Sylter:innen arbeiten. Langsam verstehe ich, was die Samoa-Seepferchen-Magie ausmacht.
Kochkunst hautnah
Je mehr Jan erzählt, desto mehr vergesse ich meinen knurrenden Magen. Dennoch ist es endlich an der Zeit, mich mit einem ordentlichen Schmaus für weitere Strandkilometer zu stärken. Doch neugierig wie ich bin, möchte ich zunächst den Kochkünstler:innen in der Küche ein wenig über die Schulter schauen. Insgesamt 13 Köche und Köchinnen bringen hinter den Kulissen von Samoa Seepferchen ihre Künste auf den Teller.
In jeder Ecke ist was los und ich weiß gar nicht, wem ich zuerst auf die Finger schauen soll. Hier wird in Lichtgeschwindigkeit geschnibbelt, gebraten und angerichtet. Mit großen, runden Augen beobachte ich Chefkoch Jens dabei, wie liebevoll er den bunten Wintersalat mit kandierter Birne, Nüssen, Granatapfelkernen und cremiger Avocado zusammen mit dem gebratenem Knusperlachs auf einem Teller kombiniert. Derweil steigt mir von einer anderen Kochstation aus der Duft nach herrlichem Rotkohl in die Nase. Es riecht nach Weihnachten!
Ja, ist denn heut‘ schon Weihnachten?
Schnell mache ich es mir bestem Blick auf die tobenden Dünen direkt am Fenster des gut beheizten Wintergartens gemütlich. Und dann wird aufgetischt – so viel und so prachtvoll, dass ich mich fühle wie bei der Bescherung an Heiligabend. Während meine Kollegin Sina den Samoa Wintersalat probiert, traue ich meinen Augen kaum. Denn mir wird ein Weihnachtsessen par excellence kredenzt: Eine ofenfrische halbe Flugente mit duftendem Kirschrotkohl und Kartoffelgratin. Was für ein Festmahl!
Ein besonders schönes Detail sind die Cracker in Seepferdchen-Form oder passend zur Weihnachtszeit, auch in Tannenbaum-Optik. Um ehrlich zu sein, fällt es mir fast schwer, das malerisch angerichtete Essen zu zerstören. Aber schon beim ersten Bissen in das zarte Entenfleisch bin ich mir sicher, dass es das Leckerste ist, was ich seit Langem gegessen habe! Zu allem Überfluss überrascht mich die Küchen-Crew dann noch mit einer wahrhaftigen Schokobombe als Dessert: einen Schoko-Kuchen mit flüssigem Kern, Schokosoße und einer Kugel Schokoladeneis – ein Schoko-Traum hoch drei!
Heute ist mir erneut klar geworden, warum ich das Samoa Seepferdchen so liebe: Nicht nur als köstlichen Boxenstopp während eines Strandspaziergangs, sondern auch als rundum Wohlfühl-Oase für Leib und Seele. Im Sommer gehört das Restaurant ja sowieso schon zu meinen Lieblingsadressen. Doch auch jetzt im Winter mache ich es mir hier gerne muckelig. Wenn es draußen stürmt und regnet, dann schmeckt’s ja auch gleich viel besser. Vielleicht überzeugst du dich ja auch bald vom winterlichen Seepferdchen-Charme?
Besuche:
Samoa Seepferdchen
Hörnumer Straße 70
25980 Rantum
Website / Facebook / Instagram
E-Mail: info@samoa-seepferdchen.de
Telefon: (04651) 55 79
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