Es ist Ende Januar. Sylt hält einen tiefen Winterschlaf. Die Inselwelt scheint still zu stehen, ist unter der zarten Schneedecke jedoch nicht eingefroren. Wenn du genau hinschaust, dann befindet sich darunter jede Menge Leben. Einsame Strände, weiße Dünen, zauberhaft verschneite Reetdachhäuser, wärmender Kakao in gemütlichen Cafés: Ich zeige dir, warum Sylt auch im Winter einen Besuch wert ist.
In der Zeit zwischen Winter und Frühjahr, bevor der Saisonbeginn wieder Scharen von Touristen anzieht, ist Sylt so natürlich und bezaubernd wie zu keiner anderen Jahreszeit. Zumindest für mich.
Sylt im Winter: Leergefegte Lokale und einsame Strände
Die sonst so quirligen Strand-Restaurants halten Winterpause, die Strände selbst sind wie leergefegt, es herrscht eine himmlische Ruhe, in der das Meeresrauschen wie Musik in meinen Ohren erklingt.
Das Marschieren entlang der Wege und der meterlangen Strandaufgänge zwischen den Dünenlandschaften, die im Januar nicht minder schön sind, kommt in der kalten Jahreszeit einer Bergwanderung gleich. Vor allem, wenn man sich mit Jacke, Schal, Mütze und Thermostrumpfhose dick eingepackt hat.
Mit jeder erklommenen morschen Holzstufe begrüßt mich der anstehende Muskelkater in den Beinen mit einem fiesen Grinsen. Aber das ist mir egal. Egal, weil der Ausblick, der sich vor mir ausbreitet, wenn ich den höchsten Punkt des Weges erreicht habe, das pure Glück für mich bedeutet.
Oben angekommen wird aus der Ruhe vor dem Sturm ein gemeiner Gegenspieler. Denn sobald ich die Düne erklommen habe, peitscht mir der Nordseewind auch schon ins Gesicht. Das leise Meeresrauschen hört sich nun an wie ein tosender Applaus.
Und ich liebe es!
Sylt im Winter: Wie auf einem fremden Planeten
Alleine am Strand, vor mir das kraftvolle Meer, inhaliere ich die klare Luft. Ich fühle mich klein, meine Probleme werden klein. Alles scheint nichtig angesichts dieses imposanten Naturschauspieles.
Mein Kopf wird freigepustet, alle Sorgen werden von einer steifen Brise hinfort getragen. Hier bin ich ganz bei mir.
Beim Spazieren an den weitläufigen Stränden fühle ich mich wie eine Astronautin auf einem anderen Planeten. Um mich herum nichts als ein Meer aus Sand und Salzwasser. Die einzigen Gesellen sind kreischende Möwen, die mich kritisch beäugen. Immerhin bin ich eingepackt wie ein Eskimo auf Nordpol-Expedition.
Der klirrend kalte Dezemberwind pfeift um mich herum, lässt meine Nase erröten, die kaum sichtbar aus meiner Kapuze herausluschert. Ich fühle mich wie in weiße Watte gepackt. Und dennoch leicht wie ein fluffiger Wattebausch. Hin und wieder begegnen mir andere Menschen, die in der Ferne zunächst noch ausschauen wie Geister, im Vorbeigehen aber ein munteres „Moin“ von sich geben.
Plötzlich findet die Sonne ihren Weg durch den imposanten Wolkenhimmel, der mit all seinen Blaufacetten an ein Gemälde erinnert. 50 Shades of Grey Blue. Wer braucht schon Mr. Grey, wenn einen der Nordseewind auspeitscht?
Aufwärmen in gemütlichen Cafés
Durchgefroren mit kalten Füßen und roter Nase führt mich der Weg in urige Cafés, von denen es auf der Insel jede Menge gibt. Vor allem die Kleine Teestube in Keitum erinnert im Schnee an ein Haus aus dem Märchen. Darin warten Tee, Kaffee und köstliche Kuchen. Ein Muss: Die Friesentorte!
Wie eine Reise ins Auenland der Hobbits fühlt sich ein Besuch in der Kupferkanne in Kampen an. Eingebettet in eine Kiefernlandschaft mit Blick auf das Wattenmeer tauchst du ein in eine andere Welt. Eine Welt, in der irgendwie alles in Ordnung ist. In der es warmen Käsekuchen wie von Oma und selbstgerösteten Kaffee gibt.
Kann es denn etwas Schöneres als so einen wundervollen Tag geben?
Für mich kaum. Sylt im Winter mit seinen Vorteilen ist eine Wucht. Das solltest du unbedingt mal erleben!
Lust auf Sylt im Herbst?
Hier zeige ich dir herbstliche Impressionen von der Insel!
Hallo Finja,
Tolle Bilder, Sylt im Januar gehört schon fest ins Programm, auch 2019 wieder.
Warum ich schreibe ist die kleine Teestube in Keitum. So schön sie ist und so gut die Waffeln schmecken, egal wann ich bisher dort war ist geschlossen. Was für mich inzwisch3n sehr ärgerlich ist weshalb ich seither ins Keitumer Teekontor gehe, dort wird der Tee zelebriert, es ist unglaublich Stilvoll, der Kamin brennt und der Blick geht weit über die Marschen. Dort versinke ich lange in den Lederpolstern, Gespräche sind nur gedämpft und leise klassische Musik spielt. Das ist wirklich ein toller Ort für den Winter.
Herzlichst Philippe