Ich habe den Hörnumer Leuchtturm erklommen! Das maritime Wahrzeichen zieht mich seit jeher in seinen Bann, und die Möglichkeit, bei einer Führung spannende Geschichten zu hören und die faszinierende Vergangenheit des Turms und der Insel zu erkunden, ist ein absolutes Highlight auf Sylt. Ganz zu schweigen von dem atemberaubenden Ausblick!
Faszination Leuchttürme
Ich kann einfach nicht widerstehen: Jedes Mal, wenn ich an einem der fünf Sylter Leuchttürme vorbeikomme, muss ich sie fotografieren. Während die Leuchttürme in List und Kampen nur von außen zu bewundern sind, ist der Hörnumer Leuchtturm der einzige, den du besichtigen kannst. Aufgrund der Beliebtheit dieser Führungen und der begrenzten Plätze solltest du dich unbedingt vorab bei der Hörnum Touristik anmelden.
Ahoi Knud!
Voller Vorfreude machte ich mich also auf den Weg zum Treffpunkt am Fuße des Leuchtturms. Dort warteten bereits andere Leuchtturmbegeisterte und ich auf Knud, der den Turm wie seine Westentasche kennt. Mit seinem charakterstarken Gesicht, dem grauen Bart und der Seemannsmütze sieht er aus wie der geborene Kapitän. Seine Seefahrer-Vergangenheit auf einem Kutter macht ihn zum perfekten Führer.
Überraschend begann Knud seine Begrüßung auf Plattdeutsch, was bei einigen für ratlose Blicke sorgte. So einigten wir uns schließlich auf Hochdeutsch, auch wenn ich den plattdüütschen Dialekt klasse finde! Wir erfahren direkt, dass das Haus am Fuße des Leuchtturmes früher einmal dem Leuchtturmwärter gehörte. Heute wohnt dort der Hörnumer Hafenmeister mit seiner Familie. Es ist zugleich das älteste Haus Hörnums.
Wusstest du, dass bis Anfang der 70er Jahre noch eine Inselbahn auf Sylt fuhr? 1901 wurde der Bahnhof in Hörnum gebaut – das erste Haus des Ortes.
Beeindruckende Baukunst
Schon im Eingangsbereich erfuhren wir interessante Details: Der 1907 in Betrieb genommene Leuchtturm ist der jüngste der fünf Sylter Türme und wurde aus 600 einzelnen Platten zusammengesetzt. Mit der Düne zusammen erreicht er eine Höhe von 50 Metern über dem Meeresspiegel. Sein Leuchtfeuer ist bis zu 37 Kilometer weit sichtbar.
Wusstest du, dass das Leuchtsignal eine Stunde vor Sonnenuntergang einsetzt und eine Stunde nach Sonnenaufgang aufhört?
Deutschlands kleinste Schule
Auf einer der oberen Etagen fanden wir ein ehemaliges Klassenzimmer, das bis 1933 als kleinste Schule Deutschlands diente. Hier wurden die Kinder des Leuchtturmwärters und Bahnhofsvorstehers unterrichtet – eine faszinierende Vorstellung!
Romantische Trauungen im Leuchtturm
Eine Etage höher befindet sich das Trauzimmer, das seit 2002 für Hochzeiten genutzt wird. Mit nur neun Plätzen für Gäste bietet es eine intime und romantische Atmosphäre. Knud erzählt schmunzelnd, dass hier noch nie jemand „Nein“ gesagt hat.
Nachträgliche Anmerkung: Mittlerweile finden hier leider keine Trauungen mehr statt!
Ein Blick in die Vergangenheit Sylts
Auf der nächsten Etage tauchen wir tiefer in die Geschichte Hörnums eins. Knud beschreibt einzelne Stationen der vergangenen Jahrzehnte sehr lebendig und anschaulich. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass hier früher einmal eine Bahn über die Insel tuckerte. Passagiere von größeren Schiffen legten an einer Seebrücke im Hafen an und fuhren mit der Bahn dann weiter nach Westerland oder Wenningstedt. 1933 prägte die Wehrmacht das Landschaftsbild mit Kasernen und Flugzeugkränen. Der Hafen sah auch noch ganz anders aus als heute.
Die Kraft der Natur
Was mich besonders erschreckt, ist die Veränderung der Hörnum Odde. Das ist die südlichste Inselspitze. Die Bilder zeigen, wie diese aufgrund von Stürmen und Naturgewalten im Laufe der Jahrzehnte immer kleiner wurde. Während eine Umrundung in den um 1970 noch bis zu drei Stunden dauerte, benötigt man heute nur noch eine Stunde.
„Wenn wir hier nicht seit über 30 Jahren mithilfe von Sandvorspülungen den Landverlust eindämmen würden, wäre die Odde heute sicherlich schon längst weggespült“, sagt Knud, und ich bekomme eine Gänsehaut. Da wird einem so richtig bewusst, wie klein wir Menschen doch gegen die Gewalt der Natur sein können.
Ein atemberaubender Ausblick
Durch die Bullaugen lässt sich auf den oberen Etagen nun auch schon der tolle Ausblick erahnen, der uns noch erwartet. „Jacken zu, Mützen auf. Es ist pustig, aber von Wind wollen wir da noch nicht sprechen!“, ruft Knud und öffnet die Luke zur Aussichtsplattform. Oben angekommen, belohnte uns ein 360-Grad-Blick über den Inselsüden. Vom Hafen über die Odde bis zur Wattseite – der Ausblick ist einmalig. Knud erklärte uns die RALF-Regel: Rechts Amrum, links Föhr, um die Nachbarinseln zu identifizieren.
Folge dem Zeichen
Auf dem Foto siehst du die Leuchte des Leuchtturms, die zentral vom Wasser- und Schifffahrtsamt in Tönning ferngesteuert wird. Jeder Turm hat sein eigenes Zeichen, das heißt eine bestimmte Sekundenlänge zwischen den Leuchtsignalen. In Hörnum sieht es wie folgt aus: Blitz – 2,5 Sekunden Pause – Blitz – 5,5 Sekunden Pause. „Wenn ich auf See bin, kann ich also sofort feststellen, dass ich auf den Hörnumer Leuchtturm zufahre, denn die anderen wie der Amrumer oder der Kampener weiter oben habe eine ganz andere Kennung“, so Knud. Wieder etwas gelernt!
Nach der Führung: Hörnum entdecken
Die Stunde verging wie im Flug, und nach dem Abstieg war ich voller Eindrücke und neuer Erkenntnisse über Sylt. Solltest du nach der Führung noch Zeit haben, empfehle ich dir, Hörnum weiter zu erkunden – einen kleinen Guide habe ich bereits für dich zusammengestellt.
Leuchtturmbesichtigung Hörnum
Montag, Mittwoch und Donnerstag (ab März 2025)
jeweils um 9 Uhr, 10 Uhr, 11 Uhr und 12 Uhr
Unbedingt vorher anmelden unter:
Telefon: (04651) 962 60
E-Mail: info@hoernum.de
Weitere Infos erhältst du bei der Hörnum Touristik.
Ich bin begeistert! Wundervolle Aufnahmen, Beschreibungen und Geschichten. Ich bin in Hörnum aufgewachsen und bis vor kurzem regelmäßig dort gewesen. Was ich bisher gelesen und gesehen habe lässt mein Herz höher schlagen.
Vielen Dank!
Was man dieser herrlichen Beschreibung vielleicht noch hinzufügen möchte ist der Duft des blühenden Ginsters im Frühsommer sowie, wer kann sich noch erinnern, der spezielle Geruch nach alten Schulbüchern in der Minischule. Wie hart die Stühle in der Schule waren hatte ich vergessen. Dafür hat mich die Fotobox, die ausgestellt ist, an die meiner Mutter erinnert. 12 er Rollfilm und jedes Foto wertvoll.